Supermodels und Beauty-Queens sind nur einige Klischees, mit denen sich Frauen immer wieder auseinandersetzen müssen. Frauen mit Behinderung fällt dies oft noch schwerer. In den Frauengruppen der Inntal-Werkstätten in Attel und Rott können sich Frauen mit Behinderung regelmäßig austauschen – und Probleme besprechen, die sie sonst Freunden oder der Familie vielleicht lieber verschweigen.
Im Mittelpunkt steht dabei immer wieder die Fragen: „Was macht mich als Frau aus?“ Darüber müssten einige Frauen erst nachdenken, sagt Brigitta Rossrucker, die eine Frauengruppe in Rott leitet. Zu wichtigen Themen gehören außerdem Sexualität oder Frauenprobleme, aber auch Fragen wie „Was mag ich nicht?“, „Was gefällt mir?“ oder „Was mache ich, wenn ich traurig bin?“
„Wir sind in der Frauengruppe unter uns“, sagt Sabine Oberhuber. Die junge Frau ist seit Anfang an bei der Frauengruppe mit dabei. Gegründet vor acht Jahren auf Initiative der damaligen Frauenbeauftragten der Stiftung Attl, Sabine Bruckmaier, treffen sich die Frauen etwa einmal im Monat. Vier Gruppen stehen ihnen zur Auswahl, zwei innerhalb der Inntal-Werkstätten in Attl und zwei in der Zweistelle Rott. „Jede hier hat eine Behinderung, deswegen können wir uns so gut verstehen“, sagt Monika Latein. Sie wurde jüngst zur neuen Frauenbeauftragten der Inntal-Werkstätte gewählt. „Wir sind in der Gruppe unter uns und besprechen unsere Probleme.“ Vertrauen schafft die Vereinbarung, dass nichts Intimes nach draußen gelangt. „Es ist ausgemacht, dass wir anderen nichts von unseren Gesprächen erzählen“, so Monika Latein. Dabei sind die Treffen mehr als reine Gesprächsrunden. Die Frauen basteln auch, trinken Kaffee zusammen oder unternehmen einen kleinen Ausflug. In Rott war schon eine Typberaterin zu Gast, in Attl besuchte eine Kosmetikerin die dortige Frauengruppe und gab Schminktipps. „Die Interessen der Frauen sind sehr unterschiedlich“, betont Brigitta Rossrucker. „Aber ich versuche mit dem Angebot allen gerecht zu werden und möglichst unterschiedliche Themen zu wählen.“
Die Zeit ist für die Frauen wertvoll. Hier sind sie unter sich und können sich frei austauschen, ihre Wünsche und Sehnsüchte besprechen. Immer wieder spielen sie mit den Klischees, die eine Frau in der Öffentlichkeit attraktiv macht. Einige der Frauen in Rott haben eine Gehbehinderung oder sitzen im Rollstuhl. „Jede Frau will schön sein“ so Rossrucker. „Die Stärke ist, nicht nur die Makel zu sehen, sondern das, was mich so besonders macht.“ Jede Teilnehmerin erhält eine Mappe, in der sie alle Infos und Erinnerungen der Runden sammelt. „Die Treffen für die Frauen sind etwas Wertvolles – und viel mehr als eine Tratsch-Runde.“
Die Angebote zu den Frauengruppen sind in den Inntal-Werkstätten bei der Erwachsenenbildung angesiedelt. Besonders stolz sind die Frauen in Rott auf ein großes Plakat, das sie gemeinsam gestaltet haben. Die zentrale Aussage in der Mitte lautet: „Wut tut gut!“ Denn auch das macht die Frauengruppe: Selbstbewusstsein stärken und Wege finden, sich auch mal zu wehren – egal, ob Frau eine Behinderung hat oder nicht.