Am Freitag, den 19. Mai 2023, sah ein gespanntes Attler Publikum die Premiere des Theaterstücks „Mord in Attl“. Jörg Herwegh schrieb das Stück nach einem wahren Mordfall von 1938 und führte es mit seinem Theaterensemble im vollen Rinderstall auf.
In dem Kammerspiel blickt Schauspieler Eduard Huber als Münchner Kriminalkommissar zusammen mit Peter Fritsch als US-Captain nach dem Krieg auf den Mordfall zurück. In vielen Zeitsprüngen zeichnen sie die schwierige Situation für die Fratres und die Betreuten in der Stiftung Attl nach. Marion Michel als linientreue NS-Ärztin erklärt den Umgang mit Menschen mit einer Behinderung während der Nazi-Zeit. Oft fällt bei ihr der Begriff der „Erbkranken“, welche die Nationalsozialisten zunächst sterilisieren und ab 1940 unter dem Programmnamen T4 töten.
Alelrdings waren damals nicht nur Männer mit einer geistigen Behinderung im Kloster Attl untergebracht. So handelte es sich beim Täter um einen sogenannten „Asozialen“, der als Heimkind durch alle sozialen Raster gefallen war, und bei seinem Freund um einen Epileptiker.
Reflektieren der Fakten
Schnell ziehen die Schauspieler mit ihrer oft distanzierten Darstellung das Publikum in ihren Bann. Indem Herwegh die Figuren nur die Fakten nachgehen und die Ereignisse der Mordnacht immer wieder akribisch reflektieren lässt, sorgt er für Nähe und Betroffenheit, ohne zu verurteilen. Trotzdem erschafft er nicht zuletzt durch beklemmende Klangschnipsel bei den Szenenwechseln, die Michael Wagner komponiert hat, eine angstgetränkte Atmosphäre. Nur was mit der NS-Ärztin nach dem Krieg im Rahmen der Entnazifizierung passiert, lässt er offen.
Weitere vier Vorführungen sind von Freitag, 26. Mai, bis zu Pfingstmontag, 29. Mai. 2023, zu sehen. Karten für das Theaterstück gibt es im Vorstandsbüro unter der Durchwahl -104 zum Preis von 19 Euro und ermäßigt 12 Euro. Um Reservierung wir gebeten.
Podcast bei „Typisch Wasserburg“
Außerdem zeichnet ein Podcast aus der Reihe „Typisch Wasserburg“ das Geschehen vom Juni 1938 nach.
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