Volles Haus bei „Mord in Attl“

Das Theaterstück „Mord in Attl“ sorgte an fünf von sieben Vorstellungen für ein ausverkauftes Haus in Attel. Mit diesem Ergebnis sind Regisseur und Autor Jörg Herwegh sowie die Vorstände der Stiftung Attl, Manuela Keml und Jonas Glonnegger, mehr als zufrieden. Am letzten Termin am 29. Mai 2023 bedankten sie sich persönlich mit Blumen und kleinen Geschenken nach der letzten Verbeugung bei dem Theatermacher und seinem Ensemble für das gelungene Drama, das diese im Rahmen der 150-Jahrfreier im Auftrag der Stiftung Attl realisierten.

Wichtige Aufarbeitung

„Sie haben sehr einfühlsame Aspekte aus unserer Geschichte gezeigt, an die wir uns gerade auch heute erinnern müssen“, sagte Jonas Glonnegger an Jörg Herwegh gerichtet. „Die Auseinandersetzung mit diesen Verbrechen gehört dazu – sowohl der Mord als auch der Umgang mit den Verdächtigen. Damit wir nie vergessen, wie schnell Unrecht passieren kann.“ Am Freitag, den 19. Mai 2023, verfolgte ein gespanntes Attler Publikum die Premiere von „Mord in Attl“. Jörg Herwegh schrieb das Stück nach einem wahren Mordfall von 1938 und brachte es mit seinem Theaterensemble im Alten Attler Rinderstall auf die Bühne.

Zeitreise mit vielen Erklärungen

In dem Kammerspiel blickt Schauspieler Eduard Huber als Münchner Kriminalkommissar zusammen mit Peter Fritsch als US-Captain nach dem Krieg auf den Mordfall zurück. In vielen Zeitsprüngen zeichnen sie die schwierige Situation für die Barmherzigen Brüder und die Betreuten in der Stiftung Attl während der NS-Zeit nach. Marion Michel als linientreue Ärztin erklärt den Umgang mit Menschen mit einer Behinderung während der Nazizeit. Oft fällt bei ihr der Begriff der „Erbkranken“, welche die Nationalsozialisten zunächst sterilisierten und ab 1940 unter dem Programmnamen „T4“ töteten.
Allerdings waren damals nicht nur Männer mit einer geistigen Behinderung im Kloster Attl untergebracht. So handelte es sich beim Täter um einen sogenannten „Asozialen“, der als Heimkind durch alle sozialen Raster gefallen war, und bei seinem Freund um einen Epileptiker.

Reflektieren der Fakten

Indem Herwegh die Figuren die Fakten nachgehen und die Ereignisse der akribisch reflektieren lässt, sorgt er für Nähe und Betroffenheit, ohne zu verurteilen. Trotzdem erschafft er nicht zuletzt durch beklemmende Klangschnipsel bei den Szenenwechseln, die Michael Johannes Wagner komponiert hat, eine angstgetränkte Atmosphäre.

Beim Publikum kam die Aufarbeitung des Attler Mordfalls ebenfalls gut an. Nachdem am ersten Wochenende noch Restkarten an der Abendkasse verfügbar waren, sprach sich die Qualität der Aufführung schnell herum. Die folgenden vier Termine an Pfingsten waren dann alle ausverkauft.