Es soll Platz für 24 Menschen geben, für die sich sonst nur schwer eine Heimat finden lässt. Doch der Neubau für vier Intensivgruppen in der Stiftung Attl steckt seit zwei Jahren am Kostenstreit zwischen der Regierung von Oberbayern und der Einrichtungsleitung fest. Dabei wäre eine Einigung dringend geboten.
Die Zahl der Intensivangebote in Bayern ist knapp. Mit ihren 70 Plätzen deckt allein die Stiftung Attl 33 Prozent in Oberbayern ab. Dabei liegen die Anfragen, die seit Jahren kontinuierlich steigen, aber deutlich höher und zeigen den großen Bedarf an individuellen Betreuungsplätzen.
Zuletzt schaffte die Stiftung 2018 kurzfristig Platz für zwei neue Gruppen aufgrund eines akuten Bedarfs. Behelfsmäßig wurden zwölf Personen in einem notdürftig renovierten Gebäude untergebracht – schon damals mit der Aussicht auf einen Neubau. Mehr als 400.000 Euro sammelten die Leser des OVB 2018 für diesen ein, der hinter dem Attler Fußballplatz entstehen soll. Danach begann das Ringen mit dem Bezirk: „Wir bauen hier für Menschen, die einfach mehr Bedarfe haben“, betont Vorstand Franz Hartl. Wichtig sind zum Beispiel mehr Platz, um Nischen und Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen. Das schütze nicht nur die Bewohnerinnen und Bewohner, sondern auch die Mitarbeitenden.
Mehrere Etappen auf dem Weg zum Neubau
Jetzt geht es um spezielle Ausstattungen, die eigentlich für einen Intensivbau selbstverständlich sein sollten: Bruchsichere Schutzschalter und Türen sowie Sicherheitsglas sind nur einige Posten, die normalerweise nicht mit eingeplant werden. „Unser Spezialbau hat besondere Anforderungen, das macht es so schwierig“, sagt Franz Hartl. Denn es gebe keine vergleichbaren Preisangebote. „Bislang wurden wir uns mit dem Bezirk noch nicht einig.“ Aber gerade beim Ausbau zu sparen, mache keinen Sinn. „Auch wenn sich die meisten Bewohner bei uns in kurzer Zeit sehr positiv entwickeln – ihre Umgebung muss dauerhaft äußerst beständig und robust sein. Nur dann bietet sie die Sicherheit, die dieses Klientel so dringend braucht.“ Auf lange Sicht zahle sich die Sicherheitsbauweise allemal aus. „Es geht nicht darum, ob normale Ausstattung überhaupt zu Bruch gehen würde, sondern darum, wie oft dies passiert. Jeder Schaden birgt Verletzungsgefahr und zieht Reparaturen nach sich, was dann wieder Unruhe in die Gruppe bringt.“
Intensivplätze werden dringend gebraucht
Gerade ist die Stiftung damit beschäftigt, den Mehrbedarf für den geplanten Neubau detailliert aufzuschlüsseln – allerdings bremste sie die Coronapandemie 2020 bei dieser Arbeit aus. Erst wenn dieser Mehraufwand grundsätzlich genehmigt ist, geht es weiter. Dies sei zwar ein langwieriger, aber dennoch sehr wichtiger Prozess, betont der Vorstand. Denn davon hänge die gesamte weitere Planung ab. Ohne eine Einigung mit dem Bezirk ist die Finanzierung des Gebäudes nicht gesichert. „Sicher ist allerdings, dass wir auch Eigenmittel einbringen werden, und dafür sind die Spenden, die wir für den Neubau bereits erhalten haben, ein sehr wichtiger Baustein.“ Insgesamt bleibt der Vorstand zuversichtlich: „Wir wollen unbedingt 2021 in eine Planungsphase kommen.“