Video – Installieren der Corona-Warn-App

0
9899

Das Video erklärt in einfacher Sprache die Installation der Corona-Warn-App.

 

Der folgenden Text wurde uns freundlicherweise von Lena Gruber von www.privacytutor.de zur Verfügung gestellt:

Interview mit Borys Sobieski: Verletzt die Corona-App deine Privatsphäre?


Seitdem sie veröffentlicht wurde, konnte die Corona-Warn-App über 17,2 Millionen Downloads (Stand: 20.07.2020) verbuchen. Damit nutzen fast 20 % der Bevölkerung in Deutschland die App, die uns vor einer weiteren Verbreitung des Virus schützen soll.

Die Corona-Warn-App hat schon vor ihrer Einführung bei vielen Bundesbürgern für rege Diskussionen gesorgt. Auch die Piraten hatten sich daran beteiligt und bereits Ende April einige Anforderungen an die Software gestellt: Unter anderem eine App mit offenem Quellcode.
Viele haben über die Sicherheit der App diskutiert – Borys Sobieski, Generalsekretär der Piratenpartei Deutschland, hat mehr getan als das: Er hat sich den Quellcode der App angeschaut und mir diesbezüglich im Interview einige Fragen beantwortet. Das gesamte Interview liest du auf PrivacyTutor.
Wie steht die Piratenpartei zur Corona-Warn-App?
Die Digitalisierungsprojekte der Regierung bekommen von der Piratenpartei in der Regel relativ wenig Zuspruch. Zur Corona-Warn-App legt Borys aber eine überraschend positive Meinung an den Tag.
Seine Meinung ist zwiegespalten: Zum einen dauerte es relativ lang, bis das Projekt angegangen wurde. Lange Zeit wurde nur diskutiert und nichts unternommen. Zum anderen ist das Endresultat aus Borys Sicht absolut zufriedenstellend.
Besonders positiv findet er, dass der Quellcode der App auf GitHub öffentlich zugänglich ist. So wird die App von der Community fortlaufend auf Fehler und Schwachstellen überprüft. Dass hier nun endlich der Open-Source-Gedanke umgesetzt wird, findet Borys super. Und selbst die größte europäische Hackervereinigung “Der Chaos Computer Club” konnte über die App nicht meckern!
Hat die Entwicklung der App einen Einfluss auf die Digitalisierung in Deutschland?
Borys ist der Meinung, dass man auch andere Digitalisierungsprojekte in Deutschland genau so gut umsetzen könnte wie die Corona-Warn-App. Ich stimme ihm da voll und ganz zu.
Denn ich bin schon lange der Meinung, dass die schleppende Digitalisierung in Deutschland nicht damit zu begründen ist, dass wir zu wenig kluge Köpfe oder Ressourcen haben. Es ist vielmehr das konservative Mindset, das uns im Weg steht. Vielleicht ebnet die Corona-Warn-App damit ja einen neuen Weg für uns alle.
Hätte die Piratenpartei etwas anders gemacht?
Borys zeigte sich überzeugt von der Corona-Warn-App. Da wollte ich natürlich auch wissen, ob die Piratenpartei und er etwas anders gemacht hätten. Er antwortete kurz und präzise: “Nein, die Piratenpartei hätte nichts anders gemacht. Der Prozess hinter der App-Entwicklung war wirklich sehr gut.”
Weist die App Sicherheitsrisiken auf?
Nun wollte ich von Borys noch wissen, wie er die App in puncto Datenschutz und Sicherheit bewertet. Er weiß, dass die App nicht zu 100 Prozent sicher ist.
Dazu muss man allerdings sagen, dass Programme in der Regel nie zu 100 Prozent sicher sind. Das ist eine Art Credo unter Software-Entwicklern. Nach nur wenigen Wochen lässt sich darüber ohnehin keine definitive Aussage treffen.
Man kann dies zum Beispiel mit dem Bau eines Hauses vergleichen. Niemand kann dir garantieren, dass es wirklich zu 100 Prozent einsturzsicher ist. Ein geringes Restrisiko bleibt immer vorhanden.
Borys macht im Interview klar, dass er die App für vertrauenswürdig hält. Der Open-Source-Code wurde von vielen unabhängigen Stellen geprüft. Dabei wurde von niemandem eine Sicherheitslücke oder Hintertür für den Datenklau gefunden. Borys sieht den Zweck der App als erfüllt an.
Ein paar kleine Verbesserungsvorschläge konnte er sich im Interview aber doch nicht verkneifen. Beispielsweise bei der Art der Speicherung der Datenbank. Es besteht außerdem Unklarheit darüber, ob die im Store angebotene App auch jener Version auf GitHub entspricht. Mit einem verifizierten Code könnten die Entwickler dies sicherstellen.
Sollten wir die App herunterladen?
Nachdem wir so ausführlich über die Corona-Warn-App gesprochen haben, wollte ich von Borys wissen, ob wir uns die App herunterladen sollten. Seine Antwort war eindeutig: Er hat die App selbst auf seinem Smartphone installiert und nutzt sie im Alltag. Er stellt aber auch klar, dass jeder selbst entscheiden muss, ob er die App herunterlädt.
Als Argument dafür führt er an, dass die App technisch gesehen so gut ist, dass sie die Piratenpartei, den CCC und Heise zufriedenstellt. Und das ist schon eine starke Leistung, wie auch ich finde.
Borys weiß auch, wo die Corona-Warn-App ihre Kritikpunkte hat. Niemand weiß genau, ob die App überhaupt etwas bringt. Kritiker sagen, dass das Bluetooth-Tracking oft zu ungenau sei. Ich konnte weitere Kritikpunkte recherchieren: Die App berechnet die Wirkung von Aerosolen nicht mit ein. Ob eine Scheibe zwischen den Personen ist, kann die App nicht berücksichtigen.
Wichtig findet Borys, dass die Nutzung der App nicht staatlich verpflichtend wird. Bislang ist die App freiwillig und das findet Borys auch sehr gut so. Zudem sollte es Restaurant- und Ladenbetreibern verboten werden, Kunden ohne Corona-Warn-App zu diskriminieren.
Fazit: Corona-App nutzen oder nicht?
Ich finde es wirklich super, dass bei der Corona-Warn-App endlich der Open-Source-Gedanke umgesetzt wurde. Verschiedene unabhängige Stellen konnten die App auf Sicherheitslücken prüfen. Bislang wurde nichts gefunden.
Bei Apps gibt es nie eine 100 prozentige Sicherheit – wenn tausende Programmierer eine App überprüfen und keine Mängel feststellen, ist das aber schon ein deutliches Zeichen. Und seitdem ich weiß, dass auch Borys Sobieski sie nutzt, bin ich noch etwas beruhigter.
Quelle: Lena Gruber, https://www.privacytutor.de/